Der Markt sendet klare Signale, was den Einsatz der verschiedenen CMS betrifft. Verbreitung und Durchschnittsbudgets lassen konkrete Rückschlüsse zu, wenn es darum geht, die der verschiedenen CMS zu vergleichen und damit den Entscheid für oder gegen ein bestimmtes CMS zu forcieren.

Aktuelle Zahlen zum CMS-Vergleich finden Sie hier.

Vor kurzem provozierte ich in einem Entwickler-Forum die Teilnehmer mit der Bemerkung, dass WordPress und Joomla! vor typo3 die besten CMS sein müssen, schliesslich sind sie die meistverwendeten. Ich selber arbeitete früher mit dem kommerziellen Weblication und der Open Source Lösung ZMS/Plone, heute eigentlich nur noch mit WordPress, kenne also die verschiedenen CMS nur beschränkt und sollte mich bei solchen Diskussionen besser nicht einmischen.

Schon Joomla! zu den besten CMS zu zählen ist für die Puristen und Ästheten unter den Webentwicklern eine Zumutung. Und wenn zur Begründung die Verbreitung als Qualitätsmerkmal vorgebracht wird, befindet man sich definitiv in Rücklage. Aber was heisst schon gut oder schlecht? "Kommt drauf an", so begannen denn auch die meisten Antworten in der erwähnten Forumsdiskussion.

Kennt man sich nicht aus, weiss aber, dass man Standard und keine Spezialitäten braucht, ist es kein schlechtes Vorgehen, sich an der Mitte zu orientieren und das in Betracht zu ziehen, was die Mehrheit wählt. Hätte ich mich bei der Wahl der ersten Blogsoftware für das schon damals am meisten verbreitete WordPress entschieden und gegen das in den USA "hype" Typepad, ich wäre besser gefahren, und zwar nicht nur weil ich 150 Euro Jahresgebühr gespart hätte. Also, wo ist die Mitte und wer hat die Mehrheit?

Marktführer sind WordPress, Joomla! und typo3

Eine Kurzrecherche im Internet nach den CMS-Marktanteilen genügt und man kommt zum Schluss: Wordpress und Joomla! (vormals Mambo) teilen sich die Vorherrschaft im CMS-Markt. Bei Wikipedia steht: "Zu den bekanntesten Open-Source-CMS zählen Joomla!, WordPress, typo3 und Drupal. WordPress und Joomla! sind derzeit die meistverwendeten."

Unsere Auswertung für die letzten 12 Monate stützt die Wikipedia-Aussage: WordPress kommt auf inzwischen 35%, Joomla! auf 23% und typo3 auf 14% (Stand Dez.2013). Andere verbreitete CMS sind Contao, Drupal, xt:Commerce/xtc:modified, Magento, Modx und Redaxo. Alle zusammen haben gemäss unserer Erhebung einen Marktanteil von 90%. Open Source regiert die CMS-Welt.

Unsere Erhebung: Der Webkalkulator erfasst Web­pro­jek­te mit Budgets zwischen 500 und 50'000 €. Anzahl Projekteingaben in den letzten 12 Monaten: 15'000+, davon 4'000+ mit deklarierten CMS.

WordPress oder Joomla! bei Standardlösungen

Bei Standard-CMS-Projekten war Joomla! jahrelang die unangefochtene Nummer 1 unter den CMS; noch im 2012 kam Joomla! auf knapp 40% Marktanteil. Seit WordPress auch von Webentwicklickern als klassisches CMS anerkannt wird, verliert Joomla! aber massiv Marktanteile. Den Markt für Blogsoftware dominiert WordPress schon länger, jetzt hat WordPress auch das bedeutendere Marktsegment, nämlich das für CMS-Standardlösungen, eingenommen.

typo3 bei individuellen Anforderungen

typo3 und Drupal mit Contao, Joomla! oder WordPress zu vergleichen ist problematisch. Wo Skalierung und Individualisierung ins Spiel kommen, können die auf den Standardeinsatz ausgelegten Joomla! und WordPress mit den viel mächtigeren CMS wie typo3 und Drupal gar nicht mithalten. Das belegen auch unsere Zahlen: Das durchschnittliche typo3 Budget beträgt gut 4000 Euro, im Vergleich dazu kommen Joomla! und WordPress auf nur knapp 2000 Euro. Skalierung und Individualisierung für 2000 Euro? Aus professioneller Sicht: schwierig. Und grössere Firmen und Agenturen favorisieren typo3, Drupal u.ä.. Mit anderen Worten: Steigen die Ansprüche, wechseln auch die Marktanteile und Joomla! respektive WordPress werden auf die Plätze verwiesen.

Fazit

Klarheit schafft auch Einfachheit. Steht ein Webdesigner vor der Frage, auf welche CMS er setzen sollte, dann würde ich ihm empfehlen, WordPress für einfachere und typo3 für individuelle Projekte einzusetzen. Was die Mehrheit macht, kann nicht schlecht sein. Zudem liefern Marktführer immer die grössten Ressourcen für die Entwicklung. Vergleichen Sie deren Entwicklerportale im Internet. Aber Achtung, das ist eine Empfehlung aus der Retrospektive, bei der Wahl eines CMS spielt das Zukunftskalkül wesentlich mit, schliesslich sollte man auf das System setzen, das für die Zukunft die besten Karten hat.

Kommentare

Von: meiktranel(at)aol.de

Ich kann m.eberth@firebrain.de nur zustimmen. WordPress ist für reine Ausgabe von Informationen ein sehr fortschrittliches CMS. Vor allen Dingen spielt die Einfachheit eine große Rolle, da WordPress für eine unprofessionellere Zielgruppe entwickelt wurde um Casual-Usern den maximalen Installations- und Implementierungs-Wahnsinn zu ersparen. Joomla! dagegen ist gut für kleinere Nutzergruppen mit mehr Forderungen. Ich betreibe beispielsweise eine Homepage mit Forum, Votings und Communityfunktionen mit einer durchs. Online-User-Zahl von ca. 70 Leuten. Dabei bietet die API von Joomla! einen einfachen Einstieg in kleinere Individualisierungen bis zu mächtigen Komponenten wie ich sie auf meinem Projekt verwende. Zu typo3 will eigentlich nicht viel sagen. Als maximale Enterprise-Lösung super, jedoch für klein bis mittelgroße unternehmen einfach viel zu groß und gewaltig. Mein Fazit: Aufgrund der neuesten Updates werde ich weiterhin auf Joomla! setzen, da das einzige für mich wahre Joomla!-Manko, nämlich das halbherzige rechte-system, endlich aufpoliert und verchromt wurde. mfg Meik Tranel Mit freundlichem Gruß

Von: joe(at)thebuckmaker.com

Hallo, zu "Joomla! Nr. 1" siehe hier :) http://www.google.com/insights/

Von: m.eberth(at)firebrain.de

Hallo Herr Bösinger, vielen Dank für den interessanten Beitrag! Das ist toll, denn ich arbeite tatsächlich mit genau diesen 3 Systemen. Zusammenfassend von der "Front" kann man auf jeden Fall positiv berichten, daß sich einiges tut: Grade ist WordPress 3.1 rausgekommen (interne Verlinkungen), Joomla! 1.6 entwickelt sich langsam zur Marktreife (verbesserte Datenbankstruktur) und das neue Typo 4.5. hat vor Allem im Backend deutliche Verbesserungen gebracht, was das Handling betrifft. Der Standard steigt also ständig und das ist gut so.

Persönlich würde ich WordPress nur für Blogs verwenden, wenn man eine Website realisieren will, dann kann man ruhig gleich Joomla! nehmen: es gibt so viele fertige Templates zum herunter laden, welche leicht angepasst werden können und die Installation ist wirklich sehr leicht. Der Sprung von Joomla! nach typo3 ist dann nochmal ein enormer Sprung- sowohl was die Möglichkeiten, als auch den Aufwand betrifft. Nach meiner Erfahrung sind 20 Entwicklertage zu Agenturpreisen, schnell wegprogrammiert für ein Projekt mit ein paar Individualisierungen. Außerdem sollte man bei typo3 auf einen Entwickler setzten, der weiss was er tut - und das hat leider seinen Preis. Am Wochenende veranstaltet die Firma für die ich arbeite die sogenannte "typo3-Akademie" bei der sich viele Entwickler aus dem deutschsprachigen Raum treffen und von Ihren Erfahrungen berichten, ich bin schon gespannt auf die Berichte. mfG aus München, M.Eberth

Von: info(at)renateblaes.de

Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich verstehe zwar kaum etwas von der "Technik" hinter der genannten Software. Aber zumindest habe ich einen Überblick bekommen. Die Administration von Joomla! zumindest soll deutlich komplizierter sein als bei WordPress. Zumindest versichert mir das die Geschäftsführerin eines Golfclubs, die nun mit zwei Systemen arbeitet: einmal eine statische Homepage mit Joomla!, und zum anderen ein Blog, das auf WordPress läuft. Schöne Ostern! Viele Grüße Renate Blaes

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